Craft Beer heißt zu deutsch „Handwerksbier“, was eine eher schwammige Bezeichnung ist. Geschützt und klar definiert ist der Begriff ebensowenig. Laut Ausage von Oliver Wesseloh, der selbst eine Mikrobrauerei in Hamburg besitzt, muss Craft Beer vier Kriterien erfüllen: Es sollte inhabergeführt sein, einen transparenten Brauvorgang vorweisen, über verschiedene Sorten verfügen und aus natürlichen Rohstoffen erstellt worden sein. Somit würde Craft Beer sich aber mit den meisten Biermarken Deutschlands decken. Was also genau ein Craft Beer ist, bleibt ein Stück weit Erwägungssache. Meistens einigt man sich jedoch darauf, kleine Biermarken mit besonderem Geschmack und individueller Gestaltung als Craft Beer anzuerkennen.
Wie kam es überhaupt zu dem schillernden Aufstieg der Craft Biere, trotz der schwierigen Definition und der großen Konkurrenz in Europa?
Von der Prohibition zu den Edelbieren
Die Prohibition in den USA von 1920 bis 1933 vernichtete etliche Kleinstbrauereien, die auf kein anderes Getränk umschwenken konnten. Große Marken wie Budweiser und Millers schafften es, mit Softgetränken und Near Beers die Durststrecke zu überstehen. Doch haben diese Marken schon immer den Ruf, solides aber wässriges Bier herzustellen. Somit war amerikanisches Bier bis zum frühen 21. Jahrhundert oftmals verlacht und selbst unter den Amerikanern selbst nicht sonderlich beliebt.
Doch entstand schon in den USA der 1960er Jahre ein florierender Markt für Craft Biere. Nach der langen Prohibition musste man sich mit eben diesen crisp Lagers von Millers und Konsorten arrangieren, doch viele Pubs gingen dagegen vor und brauten ihr Bier fortan selbst. Das Bier, das sie schufen, war weder schwach, noch zwingend untergärig – es waren unterschiedlichste Biersorten professioneller Wirte. Hier siegte die individuelle und am Kunden orientierte Brauerei.
Die großen Marken zogen nach, sodass nun ein Großteil des amerikanischen Biers experimentell und innovativ ist.
In Deutschland führte eine gewisse Ermüdung dazu, hier auch Craft Beer zu trinken. Vielen Kunden waren die alten Marken einfach zu langweilig geworden. Das dürfte als Glücksfall gewertet werden, denn der Markt für Craft Beer hat sich auch hier konsequent erweitert!